In unserem letzten Interview haben wir uns die Kosten von Virtual Reality angesehen. Nun geht es ans Eingemachte: Wieviel Bares lässt sich mit der Technologie wirklich erzielen? Dazu befragen wir unseren Experten von der VR-Entwicklungsabteilung bei der Materna TMT, Stefan Sewenig.

Blog Materna TMT: Skeptiker sehen Virtual Reality als teure Spielerei – gibt es denn Beispiele, wo Virtual Reality tatsächlich mehr Geld einspielt, als es kostet?

Stefan: Natürlich gibt es die. Wir arbeiten mit mehreren Kunden zusammen, die Virtual Reality für sich evaluiert haben und als rentables Geschäftsfeld erkannten. Ein schönes Beispiel ist der Immobiliensektor: Jüngste Studien zeigen, dass beim Hauskauf 66 % der Bevölkerung davon ausgehen, Kaufentscheidungen künftig auf Basis virtueller Welten zu treffen. Das deckt sich mit dem Erfolg unserer eigenen Anwendungen. Gerade für Makler mit Bestandsimmobilen ist Virtual Reality eine lohnende Investition.

 

Blog Materna TMT: Inwiefern können Immobilienmakler von VR profitieren?

Stefan: Die Rechnung ist simpel: Eine VR-Umgebung lässt sich mit einem niedrigen einstelligen Prozentsatz der Makler-Provision realisieren. Das sind Gelder, die oft ohnehin für Marketing vorgesehen sind. Gerade bei schwer vermittelbaren Objekten, die aber prinzipiell hohe Margen bieten (beispielsweise vernachlässigte Großgrundstücke), beschleunigt VR den Abverkauf merklich. Die so vorgezogenen Gewinne werden für neue Investitionen frei, die Rendite stimmt, der Nettogewinn mit Virtual Reality ist da.

 

Blog Materna TMT: Woher kommen die schnelleren Verkäufe? Was bringt ein VR-Rundgang, was ein 3D-Video nicht bietet?

Stefan: VR wirkt, indem es die sogenannte „Imagination Gap“ schließt. Britische Studien haben nachgewiesen, dass 36 % der Konsumenten auf Einkäufe verzichten, weil sie sich die Produkte nicht vorstellen können. Bei Immobilien ist das nicht anders: Viele Menschen haben Probleme, sich ein verwohntes Haus in seiner alten Pracht vorzustellen. Typisches Beispiel wäre eine vernachlässigte Gründervilla, die aber grundsätzlich viel zu bieten hat –  sofern der Interessent das Geld in die Hand nimmt, um das Objekt zu sanieren. Virtual Reality macht diesen Idealzustand erfahrbar. Kein anderes Medium, ob 3D-Video oder Handy-VR, kann mit diesem Grad der Immersion mithalten – das bestätigen auch unsere Kunden.

 

Blog Materna TMT: Sind diese Kunden denn nicht enttäuscht, wenn ihnen ein geschöntes Haus vorgesetzt wird?

Stefan: Entscheidend ist, dass man VR nicht VOR der Besichtigung einsetzt, sondern DANACH. Es geht ja nicht darum, den Kunden in die Irre zu führen. Ehrlichkeit währt länger: Dem Kunden werden die realen Mängel vor Ort gezeigt, anschließend wird ihm aber mittels der virtuellen Begehung das tatsächliche Potential der Immobilie vermittelt.

 

Blog Materna TMT: Und so eine virtuelle Begehung lohnt sich?

Stefan: Nach unseren Erfahrungen: Eindeutig! Der Kunde verlässt die VR-Beratung mit einem guten Gefühl und einer merklich realistischeren Einstellung gegenüber der Immobilie. Gleichzeitig bietet der Vergleich zwischen Ist- und Sollzustand eine gute Möglichkeit, Finanzierungsoptionen zu diskutieren, gerade für Banken. Und dann ist da noch der Wow-Effekt: Dem Kunden wird eine unvergessliche Erfahrung vermittelt, die selbst bei Nicht-Verkauf Gesprächsstoff und kostenlose PR bietet. Wie eingangs erwähnt: Wir begleiteten mehrere Projektstudien von Kunden, die prüften, ob VR sich lohnend einsetzen lässt. Alle davon fielen positiv aus, weitere Folgeprojekte sind geplant.

 

Blog Materna TMT: Können denn Unternehmen von Virtual Reality profitieren, die keine Immobilien-Makler sind?

Stefan: Die „Imagination Gap“ ist in praktisch allen Marktsegmenten ein Verkaufshindernis, bei dem VR mit großem Gewinn eingesetzt werden kann. Virtuelle Architekturvisualisierung, ob für Makler oder Architekturbüros, ist nur ein kleiner Teil davon. Allein bei der Materna TMT hatten wir schon die verschiedensten Anfragen: Das reichte von Visualisierung von Umspannwerken, über virtuelle Messen bis zur Vermittlung komplexer Abläufe im Rahmen eines E-Learnings. Wir merken hier: Der deutsche Mittelstand nimmt VR sehr ernst.