Jeder, der sich heutzutage authentisch und offen präsentieren möchte, ist auf einen aussagekräftigen Web-Auftritt angewiesen. In diesem Zusammenhang stehen viele Fragen im Raum: Wie möchte ich im Web wahrgenommen werden? Welche Informationen stelle ich bereit? Und wie kann ich meine Besucher länger auf der Website halten? Die Beantwortung all dieser Fragen steht diesen Monat auf unserer Agenda. Zum Einstieg möchten wir Sie in die Welt der Website-Gestaltung entführen, mit einem Interview mit unserem Screen-Designer Dominik Hoffmann.

Materna TMT: Dominik, wenn du eine Website gestaltest, wie gehst du an die Sache ran?

Dominik: Der erste Schritt ist herauszufinden, was der Kunde mit seiner Website bezwecken möchte, wo er sich selbst sieht. Möchte er eine Website für eine spezielle Kampagne, möchte er seine Produkte clever darstellen oder möchte er die Verweildauer seiner Besucher verdoppeln? Meistens wird in einem ersten Vorgespräch schon klar, wohin die Reise gehen soll. Dennoch ist es besonders wichtig, die Zielgruppe analysiert zu haben. Wenn man weiß, wer die potentiellen Besucher sind, kann man bestimmte Funktionen einbauen, die den Zugang zur Website erleichtern. Angenommen, es soll eine Website zum Thema Rente entwickelt werden. Hierbei ist die Zielgruppe ganz klar im Bereich 60+ angesiedelt und Funktionen, mit denen man Schriftgrößen leicht verändern kann, sind da enorm wichtig.

Materna TMT: Und wie designst du dann die Website?

Dominik: Bevor ich anfange etwas grafisch umzusetzen, muss zunächst ein Designkonzept erdacht werden, das die Ziele des Unternehmens mit dem Corporate Design in Einklang bringt. Dafür schaue ich mir zunächst bereits existierendes Material an wie Plakate, das Logo oder – falls vorhanden – die bisherige Website. Dabei analysiere ich das Unternehmen in seiner Form- und Bildsprache sowie Typografie und bekomme dadurch einen ersten visuellen Eindruck davon, wie der Kunde sich positionieren möchte. Auf dieser Basis kommen mir die meisten Ideen. Man möchte ja quasi nichts Neues erfinden, aber den Spirit des Unternehmens mit der Gestaltung einfangen und neu beleben. In dem Prozess der gestalterischen Konzeption geht es eben darum, den Charakter des Unternehmens identifiziert zu haben und ein professionelles und frisches Gesamtbild zu kreieren.

 

„Besucher dürfen nicht nur durch Informationen auf Trab gehalten werden. Indem sie selbst die Website entdecken können, durch Schieben und Bewegen von Elementen, erreicht man, dass sie viel direkter angesprochen werden.“

 

Materna TMT: Welche gestalterischen Elemente findest du am wichtigsten für eine gelungene Website?

Dominik: Insgesamt ist es wichtig, dass die Website eine durchgängige Sprache aufweist. Da müssen Elemente wie Pfeile, Icons, Buttons oder klickbare Flächen so gestaltet werden, dass sie nicht überladen wirken, aber zusammen eine Einheit bilden. Verschiedene Elemente dürfen nicht voneinander losgelöst sein. Text und Bild müssen gleichmäßig zueinander angeordnet werden. Beispielsweise kann man ein Bild mit einer Fläche kombinieren, in der typografische Elemente den Fokus setzen. Auch eine durchgängige Icon-Gestaltung spielt eine wichtige Rolle, um Informationen so darzustellen, dass sie auf einen Blick ersichtlich sind. Schwierig wird es immer, wenn zu viele unterschiedliche Icons oder Typografien verwendet werden. Das wirkt meistens überfordernd. Auch, wenn das Gehirn diese Unterschiede erkennt, werden Inhalte nicht so gut vermittelt. Eine Ordnung bzw. eine gewisse Struktur der einzelnen Elemente muss erkennbar sein, um die User-Experience langfristig aufrechtzuerhalten.

Materna TMT: Wie schafft man es, mit der Gestaltung die Besucher länger auf einer Seite zu halten?

Dominik: Bei manchen Websites springen die Besucher nach wenigen Sekunden ab, manchmal halten sie sich auch minutenlang auf der Website auf. Google Analytics ist da ein sehr hilfreiches Tool, um das Besucherverhalten näher zu betrachten. Nachdem man identifiziert hat, an welchen Elementen der Seiten der Besucher besonders interessiert ist, kann man Rückschlüsse für andere Seiten ziehen. Insbesondere Gimmicks wie interaktive Quizze oder Videos können zu einer längeren Aufenthaltsdauer beitragen. Diese zwei Elemente bieten den Vorteil, dass sie leicht konsumierbar sind und das innere Spielkind eines jeden Kunden herauslocken. Doch sollten Besucher nicht nur durch die reine Darstellung von Informationen auf Trab gehalten werden: Indem sie selbst die Website entdecken können, beispielsweise durch Schieben und Bewegen von Elementen, erreicht man, dass  sie an verschiedenen Prozessen teilhaben und dadurch viel direkter angesprochen werden.

Materna TMT: Wie sieht deiner Meinung nach Webdesign in 5 Jahren aus?

Dominik: Das ist eine schwierige Frage, da sich Design immer im Wandel befindet. Wenn man sich die letzten 40 Jahre anschaut, erkennt man auf jeden Fall einen Trend in Richtung Flat-Design, das durch eine klare und einfache Formsprache charakterisiert ist. Das ist sehr deutlich bei Websites von Automobilherstellern zu erkennen. Die haben in den 80er Jahren mit dem klassische Flat-Design angefangen. In den 90er Jahren wurde der Look dann sehr glossy und mit Chromakzenten verziert. Neben Spiegelungen wurde dann in den frühen 2000ern vermehrt mit Verläufen gespielt. Und jetzt sehe ich da auf jeden Fall einen Trend in Richtung „Back-to-Basic“ mit wenig Schnörkeln, einer reduzierten Farbgestaltung und insgesamt einem sehr cleanen Look. Ich glaube auch, dass auf Websites von morgen im Ganzen mehr passieren wird. So wird zum Beispiel der Parallax-Effekt zu einem wichtigen Eye-catcher-Element umfunktioniert, um die Aufmerksamkeit der Besucher aufrecht zu halten. Aber auch hier gilt: Weniger ist mehr!

Materna TMT: Und zu guter Letzt, wie würdest du Webdesign definieren?

Dominik: Webdesign bedeutet für mich, nicht nur schöne Dinge zu gestalten, sondern vielmehr den Schritt zu wagen, eine Kommunikationsebene zwischen Zielgruppe und Unternehmen herzustellen. Elemente müssen so gestaltet sein, dass beide Parteien leichter zueinander finden. Auf der einen Seite muss das Unternehmen vorteilhaft dargestellt werden, auf der anderen Seite sollte der Besucher vom Unternehmen überzeugt werden. Mein Job ist es also, diesen Kanal herzustellen und auch über den Tellerrand hinauszudenken. Unterstützen kann ich zum Beispiel auch, wenn einem Unternehmen der Aspekt der Nachhaltigkeit wichtig ist. Selbst da kann man als Webdesigner Einfluss nehmen, indem durch den Einsatz von Weißabtönungen oder einem geringeren Schwarzton der Stromverbrauch verringert werden kann. Webdesign bedeutet für mich auch ein professionelles und sauberes Design abzuliefern, das gegenüber dem Kunden in jeder Hinsicht gerechtfertigt werden kann.

 


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